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Frauenbilder/Männerbilder
Parallelausstellung zu "Yvonne, die Burgunderprinzessin".

26., 27. August, 2., 3. September 2005, Stadtschloss Lichtenfels

 

Die Künstler

Guido Apel (Bilder, Liedtext)
Magdalena Gorgieva (Film)
Ulrich Hartmann (Fotographien)
Julia Hoppe (Film)
Ulla Horcher (Film)
Nora Kaun (Film)
Sara Masic (Installation)
Caroline Nöding (Installation)
Anja Pohl (Film)
Elisabeth Ramm (Installation)
Nina Röder (Installation)
Caro Schmidt (Installation)
Domingo Stefan (Film, Kopierkunst)
Melchior B. Tacet (Installation, Film, Kopierkunst)
Eva Volk (Bilder)
Silvan Wagner (Gedichte)


Frauenbilder/Männerbilder

... oder „Männerbilder – Frauenbilder“? Aber wäre das nicht unhöflich? Der Stärkere gibt nach? Der Esel nennt sich stets zu erst? Wer zuletzt lacht – nunja, wie auch immer die beiden Bestandteile angeordnet werden, der Titel führt selbst seine ihm implizite Problematik vor: Das Verhältnis von Mann und Frau („von Frau und Mann“ hört sich bereits anders an, irgendwie aufrührerisch, ungemütlich; „Mann und Frau“ besitzt dagegen die beruhigende Vertrautheit von „Dick und Doof“).
Betrachtet man die Begriffe „Mann“ und „Frau“ als je und je gesellschaftlich konstruiert (und nicht, wie der Alltagsdiskurs, als biologisch und psychologisch idealtypisch präexistent – spannend in dieser Hinsicht ist zu hinterfragen, woher all die unglaublich differenzierten Informationen über unsere Steinzeit-Vorfahren kommen, die der interessierten Nachwelt offensichtlich neben einer knappen halben Tonne Knochensplitter auch noch eine kleine Bibliothek an Tagebüchern und Ehegesprächen hinterlassen haben), dann wird es wesentlich interessanter, die Konstruktionen „Mann“ und „Frau“ als komplexe und eben wandelbare Bilder einer Gesellschaft anzusehen, die eben nicht das „ewig Gleiche“ entwerfen (das uns seit Goethe im Falle „Weiblichkeit“ herabzieht), sondern historischen und soziologischen Veränderungen unterworfen sind und damit stets einen bezeichnenden Fokus auf die jeweilige Gesellschaftskonstitution werfen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die heutige, allen Mythen entfremdete und aufgeklärte Gesellschaft die Unterdrückung der Frau als Heimchen am Herd unter den Jäger und Sammler Mann nicht mehr in der Unverfrorenheit des 19. Jahrhunderts einfach behauptet, sondern in unsere graue Vorzeit rückprojiziert und als pseudowissenschaftlichen, vulgärbiologischen Mythos so absichert: Wir haben seither den aufrechten Gang und das Großhirn entwickelt, sollen aber die komplexen Geschlechterentwürfe beibehalten haben – Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.
Unsere Ausstellung versammelt in diesem weitgespannten Rahmen viele unterschiedliche Exponate aus ganz verschiedenen Richtungen, die gezielt nicht extra für diese Ausstellung angefertigt wurden: Die Künstler haben sich (wahrscheinlich) im Einzelnen nicht eben diesen Rahmen gesteckt, die Kunstwerke sind nicht eigentlich als Beispiele für Frauen- und Männerbilder konzipiert. Eben deshalb sind die Exponate, neu zusammengestellt unter der Gender-Topik, sehr sprechend, da ihre Entwürfe von Frauen- und Männerbildern oftmals nicht der aktiven Intention des Autors (die weibliche Form ist hier mitgemeint – ein kleiner Hinweis auf das Gender-Dilemma auf sprachlicher Ebene) entspringen, sondern sich aus den gesellschaftlichen Entwürfen speisen, in denen sich eben auch der Künstler vorfindet und mit denen er sich unwillkürlich auseinandersetzen muss, sobald er im weitesten Sinne auf Menschen Bezug nimmt: Denn wir differenzieren Menschen vornehmlich in Männer und Frauen.

Silvan Wagner

Fotografie: Ulrich Hartmann

 

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